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Nachhaltige Mode erkennen – Diese Siegel helfen

Lesedauer ca. 6 Minuten

Nachhaltige Mode von der breiten Masse zu unterscheiden, ist gar nicht so einfach. Der Grund dafür ist, dass es zahlreiche Siegel und Label gibt, die scheinbar eine nachhaltige Produktion zertifizieren. Wir helfen Dir aus dem Siegel-Dschungel und erklären in diesem Blogbeitrag, woran du fair hergestellte und nachhaltige Mode erkennst.

Im Prinzip unterscheiden sich nachhaltige Modelabels (Slow Fashion) von der schnelllebigen Mode (Fast Fashion) durch die Qualität. Fast-Fashion Label produzieren viele Kleidungsstücke zu besonders niedrigen Preisen. Weniger berücksichtigt werden dabei die Umwelt und die Arbeitsbedingungen zu Lasten von Mensch und Natur. Die schnelle und günstige Produktion lässt keine hochwertige Qualität zu, worauf die Endprodukte schneller zu Schaden kommen. Dies wiederum erhöht die Nachfrage der Konsumenten – ein Teufelskreis.

Die Slow Fashion oder auch Fair Fashion ist die Gegenbewegung hierzu: Umwelt und Mensch stehen im Mittelpunkt. Die Produktion von Fair Fashion erfolgt deutlich langsamer; nicht nur aus diesem Grund entstehen maximal nur zwei Kollektionen pro Jahr, die einem klassischen und zeitlosem Stil folgen. Ein weiterer Grund für den Slow-Fashion-Gedanken: Überproduktionen vermeiden. Durch eine hohe Qualität der Produkte erzielt der Hersteller eine Langlebigkeit, die auch der Umwelt zugutekommt. Fair Fashion Kleidung besteht überwiegend aus Naturfasern wie beispielsweise (Bio-) Baumwolle, Tencel, Modal oder Hanf. Sie kommen ohne Pestizide aus und werden unter umweltfreundlichen und sozialen Bedingungen zu langlebigen Kleidungsstücken verarbeitet. Dennoch hängt der Produktzyklus auch an der Pflege. Zu oft und zu heiß gewaschen, kann ein Kleidungsstück auch mal Schaden nehmen.

Woran erkennt man nachhaltige Mode?

Second Hand ist eine gute Alternative um Kleidung ein neues Leben zu gewähren. Das ist unter anderem auch nachhaltig.

Grüne Mode, Eco-Mode, Bio-Mode, Fair-Fashion, Slow-Fashion – all diese Begriffe bedeuten ein und dasselbe: Eine Herstellung von Textilien, bei der Mensch und Umwelt gleichermaßen respektiert werden. Mitarbeiter werden weder ausgebeutet noch wird das Abwasser ungefiltert in die Flüsse dieser Erde geschüttet.

Rohstoffe

Bei biologischen Rohstoffen kommt kein genmanipuliertes Saatgut zum Einsatz. Für den Anbau verzichtet man auf Pestizide, die das Grundwasser verunreinigen könnten. Eine Tröpfchenbewässerung sorgt für die sparsame Verwendung von Wasser. Durch einen Anbau mit anderen Pflanzen behält der Boden seine Nährstoffe.

Baumwolle gehört zu den nachhaltigen Rohstoffen. Nachhaltige Mode wird aus Naturfasern wie dieser hergestellt.

Kreislaufwirtschaft

Ob Recycling oder Upcycling – alles, was im Kreislauf bleibt, ist nachhaltiger, als wenn es auf Mülldeponien landet. Während Bio-Baumwolle biologisch abbaubar ist und zurück in den Produktlebenszyklus eingearbeitet werden kann, sind PET-Flaschen und Fischernetze ein bestehendes Material, das sich wiederaufbereiten lässt.

Ressourcenschonende Herstellung

In der Textilindustrie sind Wasser- und Energieverbrauch hoch. Um den Verbrauch so gering wie möglich zu halten, greifen Hersteller auf alternative Verfahren zurück. Das Textilunternehmen TRIGEMA stellt beispielsweise seinen Strom selbst her und speist unverbrauchten Strom ins Netz ein. Mit ressourcenschonenden Herstellungsmethoden gehen auch umweltschonende Verfahren wie zum Beispiel natürliche Färbetechniken einher. So gelangen keine giftigen Chemikalien ins Abwasser und der Stromverbrauch wird geschont.

Fair und umweltschonend

Fast Fashion Textilhersteller verschweigen oft ihre Arbeitsbedingungen. Bei fairer Mode dagegen sind soziale und faire Arbeitsbedingungen ein Muss! Untersagte Kinderarbeit und fair gehandelte Rohstoffe sind hier große Schlagwörter.

Nachhaltige Mode darf nicht nur soziale Bedingungen sichern, sondern muss auch die Umwelt und den Menschen schützen.

Verzicht auf Tierleiden

Verwendete Materialien für nachhaltige Mode sind entweder vegan oder stammen aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT). Bei Rohstoffen mit tierischem Ursprung wird das Tier nicht für die Entnahme des Rohstoffes getötet (Wolle, Seide, Leder). Bei den weiterverwendeten Rohstoffen von Tieren, handelt es sich um ein Nebenprodukt.

Transportwege

Es mag besonders schwer sein, bei offenen Grenzen die Transportwege klein zu halten, oder? Falsch gedacht! Nachhaltige Mode wird vorwiegend lokal produziert, um die Transportwege gering zu halten. Falls ein Transport notwendig ist, wählt man die CO2-sparsamste Möglichkeit.

Welche Siegel zeichnen nachhaltige Mode aus?

In den vergangenen Jahren entdeckte man immer mehr „Greenwashing“ Marken. Unternehmen verpassten sich selbst ein grünes Image, um mit der Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu werben, obwohl die Grundlagen hierfür nicht geschaffen sind. Dies ist einer der vielen Gründe, warum es immer schwieriger ist, wirklich nachhaltige Kleidung zu erkennen.

Zertifizierungen und Siegel sollen dem Konsumenten bei seiner Entscheidung für nachhaltige Mode helfen. Dennoch gibt es Unterschiede in den Kriterien bestimmter Zertifizierungen und Siegeln, sodass ein regelrechter Siegel-Dschungel entsteht. Der Schwerpunkt liegt meist mehr auf den Rohstoffen als auf den Sozialstandards oder der gesamten Produktionskette. Daher stellen wir Dir einige Siegel vor und erklären, welche Phasen in der Lieferkette dadurch abgedeckt sind.

Cradle to Cradle

Biologisch abbaubares Shirt aus Bio-Baumwolle.

TRIGEMA hat 2014 den Innovation Award für seine Cradle to Cradle Produkte gewonnen. Das Besondere an der Kleidung ist, dass sie auf dem Kompost entsorgt werden kann. Innerhalb einiger Monate ist das Textilstück vollständig abgebaut. All das funktioniert ohne Rückstände in der Natur, sodass die Umwelt davon keinerlei Schaden nimmt – im Gegenteil. Durch das Einbetten eines Cradle to Cradle T-Shirts wird es zurück in den natürlichen Kreislauf geführt. So schafft es eine Grundlage für neue Pflanzen.

Durch das Siegel Cradle to Cradle werden Rohstoff, Herstellung und Produktzyklus geprüft. Unter anderem gehören hierzu die Materialgesundheit, umweltfreundliche Produktion und die Nutzung von erneuerbaren Energien. Das Siegel unterscheidet zwischen Bronze, Silber, Gold und Platin, wobei Bronze nur einen Basic-Anspruch an die genannten Kriterien stellt. TRIGEMA ist mit Cradle to Cradle Gold ausgezeichnet.

Oeko Tex Standard 100

Das weitverbreitete und auch stärkste Siegel der Branche Oeko Tex Standard 100, deckt Herstellung und Nutzung ab. Bekleidung, die mit diesem Siegel gekennzeichnet ist, unterliegt einem umweltfreundlichen Herstellungsverfahren. Es garantiert Arbeitssicherheit und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen in der gesamten Textilkette. Der Schutz des Endverbrauchers steht im Fokus, daher sind die Textilien auch schadstoffgeprüft. Alle Produkte mit diesem Siegel sind zu 100 % schadstofffrei und hautverträglich für den Endverbraucher.

GOTS – Global Organic Textile Standard

Im ökologischen Baumwollanbau gibt es eine Reihe unterschiedlicher Zertifikate, die den biologischen Anbau prüfen und auszeichnen. TRIGEMAs Bio-Baumwolle ist nach dem internationalen GOTS zertifiziert. Es zertifiziert Rohstoff, Herstellung, Transport sowie Handel und Nutzung. Für faire Mode ist dieses Siegel beinahe unumgänglich, denn es schließt auch den sozialen Mindeststandard ein. Ein GOTS-zertifiziertes Kleidungsstück muss aus mindestens 70 % Naturfasern bestehen. Dabei sind nur bestimmte Färbemittel und chemische Zusätze erlaubt, die umweltfreundlich und nicht gesundheitsschädigend sind. Auch Abwasserkläranlagen sind in den Produktionsstätten vorgeschrieben.

Der Blaue Engel

Seine Bekanntheit erlangte er durch die zertifizierten Bio-Schnellhefter, die oft in der Schule zum Einsatz kamen. Dass der Blaue Engel auch faire Mode kennzeichnet, weiß kaum jemand. Das Siegel kennzeichnet Mode, welche ohne gesundheitsgefährdende Chemikalien und unter Einhaltung hoher Umweltstandards hergestellt wurden. Geprüft werden Naturfasern und Kunststofffasern (bspw. in Outdoor- oder Funktionsbekleidung). Der textile Kreislauf wird beim Blauen Engel umfassend geprüft.

Grüner Knopf

Menschenrechte sollten in Zertifizierungen bedacht werden.

Im September 2019 wurde das staatliche Siegel Grüner Knopf veröffentlicht. Um dieses zu erhalten, müssen insgesamt 46 anspruchsvolle sozial- und Umweltkriterien erfüllt werden. Das Besondere dabei ist, dass das gesamte Unternehmen – nicht nur ein einzelnes Endprodukt. Die Unternehmen müssen ihre menschenrechtliche, ökologische und soziale Verantwortung anhand der diverser Kriterien nachweisen. Aktuell werden nur Teile der Herstellung und die Nutzung geprüft (Stand 1.1.2021), Erweiterungen und ein Ausbau der Anforderungen wie beispielsweise existenzsichernde Löhne sind aber für 2021 – 2022 geplant. TRIGEMAs biologisch abbaubare Cradle to Cradle Kollektion ist auch mit dem Grünen Knopf zertifiziert.

Fair Wear Foundation (FWF)

Die Arbeitsbedingungen für ArbeitnehmerInnen – hauptsächlich für NäherInnen – zu verbessern, ist das Ziel der Fair Wear Foundation. Geprüft werden die Arbeitsbedingungen in insgesamt 15 Produktionsländern. Zur Garantie gehören die fairen Löhne für die Angestellten. Das FWF-Logo darf allerdings nur an Endprodukten angebracht werden, wenn das Unternehmen oder die Marke nach einem Jahr Mitgliedschaft in die beste Kategorie eingestuft wurde. Daher hilft es dem Kunden beim Kauf eher weniger.

Vegan Peta – Approved

Wie wir wissen, setzt sich die Tierrechtsschutzorganisation PETA für die Abschaffung von Massentierhaltung, Pelztierhaltung, Tierversuche und Tierleid ein. Vegan Peta-approved ist daher eine Kennzeichnung an Kleidungstücken, die garantiert, dass das Kleidungsstück 100 % frei von tierischen Bestandteilen ist – bzw. es sich um einen veganen Artikel handelt. Dieses Siegel ist zwar eine gute Hilfe, wenn man als Kunde vollkommen sicher sein möchte, dennoch gibt es viele Unternehmen, die auch vegane Kleidung herstellen, ohne sie damit auszuzeichnen. Ein wenig Recherche schadet also nicht.

Guter Rat für faire Kleidung

Nachhaltige Mode lässt sich auch in Second Hand Läden finden.

Textilsiegel sind eine gute Hilfe bei der Suche nach einem nachhaltigen Stück. Allerdings gibt es auch zahlreiche Unternehmen und Händler, die hochwertige, nachhaltige Kleidung zu fairen Arbeitsbedingungen ohne Siegel anbieten. Sie können also eine Stütze beim Einkauf sein, sind aber keineswegs eine Voraussetzung. Letztendlich reicht eine gute Recherche, zumal ehrliche Unternehmen, Hersteller oder Händler mit offenen Karten spielen und dem Kunden eine tiefe Transparenz gewähren.

Unser Rat: Mache Dir selbst ein Bild vom Unternehmen und achte auf die Zusammensetzung der Materialien. Die hilft Dir, einen nachhaltigen Sneaker von einer Fast Fashion Massenproduktion zu unterscheiden. Was faire Bedingungen angeht, kannst Du Dich vor Deinem nächsten Einkauf auch über die Produktionsstätte informieren. Meist gibt es (EU-)Richtlinien, die existenzsichernde Löhne voraussetzen. Heute gibt es eine wirklich große Auswahl an nachhaltigen Textilien, sodass Du mit Sicherheit nicht lange suchen musst.

Erzähle uns, wie Deine Erfahrungen mit einem nachhaltigen Kleidungsstück sind. Was hat Dich zum Kauf von fair hergestellten Produkten bewegt? Wir freuen uns über Deinen Kommentar oder Deine Nachricht!

Nichts mehr verpassenJunge Menschen lachen in weißen T-Shirts.

 

Kommentare (1)

  • R.Böhmert
    am 8. Februar 2021 um 09:10 Uhr

    Vielen Dank für diesen Artikel. Es sollten viel mehr Kunden auf nachhaltige und trotzdem schöne Mode wie bei Ihnen einkaufen. Das würde auf jeden Fall den Wahnsinn von „Wegwerf“-Mode eindämmen. Wir sind schon lange Trigema-Kunden in der Testfiliale (die leider eben jetzt geschlossen sind) und sind auch stolz, unseren Beitrag zu Fairness, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung beizutragen.

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