1 Kommentar(e)
FREIZEIT | Ernährung

Regionale Superfoods – es muss nicht immer Chia sein

Lesedauer ca. 6 Minuten

Das Thema „Superfoods“ wird gerade auf allen Plattformen gehypt und verbreitet. Ob Instagramer, Food-Blogger oder Fernseh-Koch-Show, überall ist die Rede von Quinoa, Chia, Goji-Beeren und noch vielem mehr. Dass all diese Lebensmittel gesund sind und tolle Wirkungen haben ist absolut nicht zu bestreiten, das wollen wir hier auch überhaupt nicht in Frage stellen! ABER – sie alle haben Nachteile. Zum Ersten sind sie im Vergleich zu einheimischen Lebensmitteln sehr teuer, zum Zweiten ist der ökologische Fußabdruck dieser Superfoods meistens katastrophal! Nicht nur, weil die Transportwege tausende Kilometer lang sind, sondern auch, weil sie oft in Ländern angebaut werden in denen ökologische Landwirtschaft oft noch ein Fremdwort ist. Das heißt, die vielgepriesenen Superfoods sind häufig noch pestizidbelastet und auch die Arbeitsbedingungen in den Anbauländern sind oft nicht zum Herzeigen. Ganz anders: regionale Superfoods!

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

Regionalität steht hoch im Kurs

Nur, weil etwas einen fremden, total hippen Namen hat, kann man dem Lebensmittel ja auch nicht unbedingt Wunderdinge nachweisen, oder? Aber das verbinden wir leider mit so schönen, wohlklingenden Namen wie Acai-Beeren oder Chia-Samen, obwohl es bei uns im heimischen Garten regionale Superfoods mit den gleichen Einsatzgebieten und den gleichen Wirkungen gibt.

Hier zeigen wir Dir ein paar regionale Superfoods als Alternativen zu den weitgereisten und meist dazu noch sehr teuren Lebensmitteln.

 

Regionale Superfoods – die Alternativen zu Chia, Quinoa und Co.

Chia-Samen vs. Leinsamen

Beide Samen enthalten sehr viel Calcium und Eiweiß, Du kannst Leinsamen ebenso in Müsli einrühren und Brot damit backen, wie mit Chia-Samen. Leinsamen lassen sich auch hervorragend zu Öl verarbeiten, welches sehr reich an Omega-3-Fettsäuren und somit ein super Cholesterin-Senker ist. Auch haben Leinsamen einen regulierenden Effekt auf unsere Verdauung. Für Veganer ist es nur sinnvoll, Chia als Ei-Ersatz zu verwenden, da die Samen in Wasser sehr stark quellen und eine glibberige Masse bilden.

Chia-Samen – Südamerika, ca. 15000 km – ca. 1,50 € / 100g
Leinsamen – Deutschland – 0,40 € / 100g

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

 

Goji – vs. Schwarze Johannisbeeren

Goji-Beeren sind zwar reich an Vitamin C und an Spurenelementen, leider aber auch an Pestiziden. Sie kommen aufgrund des langen Weges meist nur getrocknet oder als Extrakt bei uns an. Unsere einheimische Superfood Alternative: die Schwarze Johannisbeere. Sie kann alles, was die Goji-Beere kann und noch mehr. Sie enthält nämlich ebenso viel Vitamin C und sekundäre Pflanzenstoffe, dabei aber nur 1/7 der Kalorien einer Goji-Beere! Gesunder Schlankmacher also! Eine weiterer wertvoller Vitamin C Lieferant ist der einheimische Sanddorn, wobei man sich hier über den sauren Geschmack streiten kann.

Goji-Beere – China, ca. 7500 km – ca. 3,50 € / 100g
Schwarze Johannisbeeren – Garten – 0,40 € / 100g
Sanddorn – meist Norddeutschland – oft kostenlos am Wegesrand

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

 

Matcha-Pulver vs. Kamillenblüten

Matcha-Pulver verwendet man häufig für die beliebten grünen Smoothies, zum Kochen oder Backen. Nachgesagt wird dem einfach nur sehr fein gemahlenen grünen Tee eine blutdrucksenkende Wirkung. Es soll zudem stressabbauend und leistungssteigernd sein – ein echtes Superfood also. Nur schön, dass wir regionale Superfoods haben, die genau das auch tun! Kamillenblüten z.B. – beruhigend und entspannend als Tee, entzündungshemmend und heilungsfördernd als Bad. Klingt eben einfach nur nicht so toll wie Matcha, nicht wahr. Auch Hagebutten-Tee und Melisse haben ganz ähnliche Einsatzgebiete. Wenn Du Dir nicht sicher bist, frage in der Apotheke nach. Die wissen über die meisten Naturheilmittel, Kräuter und Tees mehr als Du denkst!

Matcha-Pulver – Japan, ca. 9350 km – 11,00 € / 100g
Kamillenblüten – Deutschland – 4,60 € / 100g
Melisse – Deutschland – 3,00 € / 100g

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

 

Acai – vs. Heidelbeeren

Die Acai-Beeren stammen von der brasilianischen Kohlpalme und werden vor allem als Schlankheitsmittel vermarktet. Außerdem wird ihnen eine sexuell stimulierende Wirkung nachgesagt, wobei beide Wirkungen nicht wissenschaftlich belegt sind. Der Stoff, der diese Wirkungsweisen hervorrufen soll, heißt Anthocyan, der den Beeren auch ihre dunkle Farbe verleiht. Regionale Superfoods Alternativen: die heimische Heidelbeere und die Sauerkirsche. Diese sind reich an sekundären Pflanzenstoffen, Proteinen und Vitamin C. Heidelbeeren sind auch ein probates Mittel bei Durchfall und Magen-Darm-Problemen!

Acai-Beeren – brasilianischer Regenwald, ca. 9200 km – 2,00 € / 100g
Heidelbeeren – Deutschland / Wald hinterm Haus – 0,60 € / 100g

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt
 

Quinoa vs. heimische, alte Getreidesorten

Quinoa ist mittlerweile in aller europäischen Munde! Extrem eiweißreich und vor allem glutenfrei, ist Quinoa ein Getreide-Ersatz, vor allem für Menschen mit Zöliakie. Aber Zöliakie ist eine Krankheit und für Menschen, die daran leiden, ist es toll, dass es Ersatz gibt. Glutenfrei leben zu MÜSSEN ist etwas völlig anderes, als der Mode-Erscheinung hinterher zu laufen, nur weil es als „IN“ gilt, sich glutenfrei zu ernähren. Es gibt sehr gute einheimische, alte Getreidesorten und auch sogenannte Pseudo-Getreide, die in unseren Gefilden wachsen und viele gute Eigenschaften haben. Dazu gehören z.B. Dinkel, Hafer oder auch Grünkern. Eine glutenfreie Variante ist Buchweizen als Pseudogetreide oder auch Linsen, die beide als fleischloser Eiweiß-Lieferant gelten!

Quinoa – Anden, Südamerika ca. 10800 km, 3,00 € / 100g
Dinkel – Deutschland – 1,79 € / 100g

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

 

Acerola vs. Hagebutte

Die Acerola-Frucht – die Vitamin-Bombe! Hier bekommen wir die Frucht meist nur als Pulver oder Extrakt als Nahrungsergänzungsmittel. Ihr hoher Vitamin C-Gehalt und ihre anti-oxidativen Eigenschaften machen sie so beliebt in Getränken oder im Früchtemüsli. Nichts was unser regionales Superfood, die Hagebutte, nicht auch kann! Der Vitamin C-Gehalt sticht sogar Äpfel und Zitronen aus und die enthaltenen Flavonoide (Antioxidantien) sind z.B. auch entzündungshemmend bei Rheuma, Gicht und Magen-Darm-Erkrankungen. Die Hagebutte ist außerdem sehr vielseitig einsetzbar, als Tee, Mus, Pulver oder als ganze Frucht.

Acerola Pulver – Jamaika ca. 8300 km – 8,60 € / 100g
Hagebutte – Deutschland – am Wegesrand, Garten

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

 

Weizengras vs. Brokkoli

Weizengras, das grüne Wunder! Für grüne Smoothies als Pulver, als Saft oder in Tablettenform zur Nahrungsergänzung. Dem Weizengras und vor allem dem darin enthaltene Chlorophyll werden wahre Wunderdinge nachgesagt. Wundheilungsfördernd soll es sein, vor allem aber auch entgiftend und krebs-vorbeugend. Aber Chlorophyll, der grüne Pflanzenfarbstoff, steckt auch in vielen regionalen Superfoods. So zum Beispiel in Brokkoli und Grünkohl. Diese sind dazu noch um ein Vielfaches günstiger!

Weizengras – Orient / Vorderasien ca. 7000 km – 11,00 € / 100g
Brokkoli – Deutschland – 0,33 € / 100g
Grünkohl – Deutschland – 0,20 € / 100g

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

 

Du siehst also, es muss nicht immer die ganze Welt in der Küche liegen um sich gesund zu ernähren. Und Wunderheilungen solltest Du von keinem Lebensmittel erwarten. Weder von den weit gereisten, noch von den regionalen Superfoods.
Die besten Alternativen, regionale Superfoods, wachsen tatsächlich vor unserer Haustüre, sind genauso gesund und lecker, ein Vielfaches günstiger und dazu noch frischer. Nur weil ein hipper Name und die große Werbemaschinerie dahinter steckt, sollten wir nicht alles glauben, was uns hier erzählt wird.
Geh einfach mal auf den Wochenmarkt in Deiner Stadt und erkundige Dich nach regionalen Erzeugern. Es gibt garantiert Dinge, die Du noch nicht kennst und probiert hast, ohne dass sie tausende von Kilometern zurückgelegt haben. Manches, auf das Du vielleicht einfach nicht verzichten möchtest, kannst Du vielleicht sogar selbst im Garten oder auf dem Balkon anbauen, wie z.B. Ingwer oder einige Kräuter. In unserem Klima wächst nun mal nicht alles, das sollten wir akzeptieren und uns an das halten was der heimische (Kräuter-) Garten hergibt, wie wir es seit Jahrhunderten getan haben.

Regionale Superfoods, Superfoods, heimische Superfoods, Chia, Quinoa, regionale Lebensmittel, Acai, Goji-Beeren, Weizengras, Acerola, Superfood Varianten, Wochenmarkt

 

Eine gesunde Ernährung basiert vor allem auf Ausgewogenheit. Hier haben wir ein paar Tipps zum Thema Basische Ernährung, welche als die „perfekte“ tägliche Ernährung angesehen wird.

 

 

Kommentare (1)

  • Mira Schneider
    am 4. März 2021 um 19:45 Uhr

    Grundsätzlich sind die Überlegungen richtig. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass das wichtige Thema Superfoods nicht so heruntergebrochen werden kann, ohne wesentliches außer Acht zu lassen.
    Herkömmliche Gemüse und andere Landwirtschaftliche Erzeugnisse enthalten heute durch „Pflanzenschutzmittel“ und Züchtung auf höhe Erträge und einfache Bewirtschaftung nur noch einen Bruchteil der Vitalstoffe wie vor 100 Jahren.

    Daher kommen wir um Superfoods kaum noch drum herum, wenn wir unseren Vitamin- und Mineralienbedarf decken wollen.
    Aber:
    Leinsamen aus Deutschem Anbau oder aus Nicht-EU-Ländern???
    Leider kommen viele der „Heimischen Superfoods“ auch nicht aus der Heimat! Ich suche z.B. schon seit Monaten vergeblich regionale Leinsamen (meistens sind Leinöl und -samen aus Nicht-EU-Ländern)
    in den Supermärkten und Drogerien.
    Wer die Hagebutten nicht selbst anbaut, hat sie i.d.R. auch nicht direkt verfügbar (ganz zu schweigen vom „Juckpulver“) Und gekauftes Hagebuttenpulver kommt meistens aus Südamerika und enthält nicht mehr viel Vitamin C.
    Und auch bei den Heidelbeeren ist es nicht so einfach:
    1. sind sie nur eine begrenzte Zeit regional verfügbar. Und wer baut schon so viel an, dass es fürs ganze Jahr reichen würde (und trocknet oder friert sie dann noch sie ein?). Und wer hat schon einen Wald in Wohnungsnähe, in dem die Beeren wild wachsen?
    2. Die im Supermarkt erhältichen Kulturheidelbeeren sind nicht annähernd so wertvoll wie Wildheidelbeeren. Es handelt sich um eine ganz andere Art; die eine ist für hohen Ertrag und guten Geschmack gezüchtet und die Andere schmeckt sehr sauer und strotzt vor Vitalstoffen.
    Und Weizengras bauen viele Leute sich inzwisschen aus einfachem Bioweizen auf der Fensterbank an. Dagegen ist doch nichts einzuwenden oder?!
    Insgesamt ist dieses Thema also nicht ganz so einfach, wie man meinen könnte. Natürlich ist selbst anbauen am besten. Aber dass das auch nur annähernd so viele Menschen anwenden könnten, davon sind wir einfach noch sehr weit entfernt. Bei den meisten mangelt es ja schon am eigenen Garten.
    Schön ist auf jeden Fall eine Fensterbank voll Kräuter und Kresse – das sind auch wahre Vitamin- und Mineralienbomben und so frisch und lecker ist ja wohl kein gekauftes Superfood.

Kommentar schreiben

*Pflichtfeld