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UNSERE (UM)WELT | Interviews

Wolfgang Grupp: 5 Fragen zum Standort Deutschland

Lesedauer ca. 3 Minuten

Wieso setzten Sie auf den Standort Deutschland?

Wolfgang Grupp: Hier befindet sich meine Heimat, hier bin ich geboren und aufgewachsen. In Burladingen lebe ich mit meiner Familie, sowie mit meiner Betriebsfamilie zusammen. Das bedeutet ich trage die Verantwortung für mein Unternehmen und die Verantwortung für meine Mitarbeiter, in guten wie in schlechten Zeiten.
Daher ist es für mich keine Frage von besonderer Moral, gerechte Löhne zu zahlen und gute Arbeitsbedingungen zu garantieren. Fairness, Gerechtigkeit und Menschlichkeit sind die Grundpfeiler unserer Gesellschaft und diese sollten auch in jedem Unternehmen gewahrt werden.

„Ich betrachtet es als meine erste Pflicht meine Mitmenschen in den Arbeitsprozess mit einzubeziehen und die Arbeitsplätze auch in Zukunft zu sichern.“

Wie schaffen Sie es den Standort zu halten?

Wolfgang Grupp: Deutschland ist ein Hochlohnland. Unsere Aufgabe ist es entsprechend der hohen Kosten auch Produkte herzustellen, die die Welt benötigt. Die Wertigkeit des Produkts muss stetig verbessert werden, nicht die Stückzahl. Von gut ausgebildeten Mitarbeitern müssen innovative Produkte hergestellt werden, wozu andere Billigproduzenten nicht in der Lage sind. Deshalb ist die Diskussion über einen Mindestlohn bei TRIGEMA überflüssig, denn jeder TRIGEMA Mitarbeiter der voll arbeitet, muss auch davon leben können.

Familie Grupp

Familie Grupp

In der Textilindustrie herrscht ein harter Preiskampf. Das war eine verlustreiche Zeit für den Standort Deutschland und für die gesamte deutsche Textilindustrie. Die Auslagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer war die Folge. Dieser Trend muss gestoppt werden und die Unternehmer müssen wieder Verantwortung für ihre Mitarbeiter sowie für ihre Heimat Deutschland übernehmen

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Das beste Gefühl für mich ist es gebraucht zu werden. Ich bin ein Unternehmer aus vollem Herzen. Gebraucht zu werden ist für mich wichtiger als reich zu sein.“

Aus diesem Grund ist mir die Nähe zu meinen Mitarbeitern sehr wichtig. Die Gespräche mit meinen Mitarbeitern schaffen Vertrauen und Wertschätzung zugleich. Das fördert wiederum das Arbeitsklima und erhöht die Produktivität. Dabei kann ich von meinen Mitarbeitern nur das verlangen, was ich selber vorlebe. Aus diesem Grund versuche ich stets ein Vorbild zu sein um meine Werte glaubhaft an meine Mitarbeiter weitergeben zu können.

Wieso halten Sie am Standort Deutschland fest?

Wolfgang Grupp: Als heimischer Unternehmer ist es die erste Pflicht meine Aufgabe hier zu erledigen und zu erfüllen. Die Verpflichtung gegenüber meiner Mitmenschen steht für mich an erster Stelle. Ebenso trage ich eine große Verantwortung für meine Mitarbeiter, denn diese haben die Firma über die Jahre immer größer und erfolgreicher gemacht.
Diese Mitarbeiter sind zum Teil in der 3. Generation bei TRIGEMA beschäftigt und das macht mich sehr stolz.

Familie Bruno, die zusammenaddiert seit 153 Jahren mit ihrem Fleiß und Engagement dem Unternehmen die Treue hält.

Aus diesem Grund garantiere ich den Kindern meiner 1200 TRIGEMA-Mitarbeiter nach ihrem Schulabschluss einen Ausbildungsplatz oder Arbeitsplatz bei TRIGEMA. Seit 1969 gibt es im Unternehmen weder Kurzarbeit noch betriebsbedingte Entlassungen. Daher gibt es für mich keinen Grund ins Ausland zu gehen. Viele Textilunternehmer die ihre Produktion ausgelagert haben sind dadurch ärmer geworden und viele legten sogar eine Pleite hin.
Made in Germany ist immer noch ein Wort das in der Welt an Erkennung und Aufmerksamkeit findet. Dieses Qualitätsmerkmal ist wichtig für Deutschland und muss unbedingt bewahrt werden.

Sie kritisieren immer wieder die unzureichende Haftung von Unternehmern?

Wolfgang Grupp: Ich vertrete die Meinung der persönlichen Haftung. Die Unternehmer müssen wieder mehr für ihre Taten in Verantwortung gezogen werden können. Auch hier übernehme ich die Vorbildfunktion um mit gutem Beispiel voran zu gehen um ein Zeichen für die private Haftung zu setzten. Auch für andere Unternehmen fordere ich die persönliche Haftung. Unternehmer müssen für ihre Fehler mit dem Geschäfts- als auch mit dem Privatvermögen in Haftung gezogen werden.
„Wer eine Pleite hinlegt und danach noch Millionär bleibt ist für mich kein Unternehmer, sondern ein Ausbeuter.“

Ehrlichkeit, Vertrauen, Gemeinsamkeit – Werte, die eine Familie zu dem machen, was sie ist. Auch die TRIGEMA Betriebsfamilie setzt auf ein gemeinsames Miteinander, das sich von Generation zu Generation nicht verliert, sondern im Gegenteil immer stärker entfaltet.

 

Kommentare (16)

  • Doris Hilgarth
    am 27. Juli 2023 um 17:42 Uhr

    Wenn mehr Unternehmer so denken und arbeiten würden, dann wäre Deutschland Weltspitze. Verantwortungsbewusstsein, Pflichtgefühl, Fleiß, Mut zu Entscheidungen , Ehrlichkeit, Fairness, Anstand und nicht nur als einziges Ziel mehr Geld – und die Welt wäre wieder in Ordnung! Alles Gute für Herrn Grupp und seine Nachfolger!

  • Uwe Wilke
    am 21. März 2022 um 16:02 Uhr

    Sehr geehrter Herr Grupp,
    ich hoffe nur, dass unsere Politiker Ihre so ernstzunehmende Information zur weiteren
    Lieferung von russischem Gas, ernsthaft in Betracht ziehen und nicht, wie auch verschiedene
    Menschen aus unserer „demokratischen Mitte“ verlangen, die Lieferungen einzustellen.
    Sie wissen nicht, welche verheerenden Folgen das für die deutsche Wirtschaft mit sich bringt.
    Übrigens: Danke das Sie noch in Deutschland produzieren und in hoher Qualität.
    Mit freundlichen Grüßen

  • Karl Heinz E
    am 16. Januar 2019 um 18:50 Uhr

    Ich verschlinge alle Berichte über die Fa Trigema.
    Herr Grupp ist ein grandioser Unternehmer und ein genau so grandioser Mensch.
    Seine Aussagen zu Misswirtschaft, Insolvenzen , Haftungsbeschränkungen und Managerabfindungen sind absolut zutreffend.
    Er spricht mir mit so vielen Sachen aus der Seele.
    Menschen wie Herrn Grupp brauchen wir an den Schalthebeln der Politik.

    • Dagmar Heltmann
      am 17. Januar 2019 um 07:56 Uhr

      Hallo Herr Ennens,
      herzlichen Dank für Ihr positives Feedback.

      Liebe Grüße,
      Ihr TRIGEMA Team

  • Frank Herbers
    am 7. August 2017 um 21:19 Uhr

    Dieses Unternehmen und sein Inhaber Wolfgang Grupp haben meine größte Hochachtung. Mehr davon, dann gäbe es viele Wirtschafskrisen nicht („Dieselaffäre“) und auch Mindestlohn wäre kein Thema für Politik und Gesetzgebung geworden.

    Ich würde sofort und gerne für Trimena arbeiten!

  • Thomas Achtzehner
    am 21. Juli 2017 um 20:11 Uhr

    Meine Hochachtung vor dieser Einstellung! Ein Musterbeispiel für eine Unternehmenskultur (das würde ich mir auch von einigen anderen Unternehmen wünschen…)
    Schade, dass die Politik nicht so denkt und der „Lobbyismus“ stetig die Nase vorn hat.
    Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und dass sich hoffentlich bald mal einige Nachahmer finden, die genauso denken und handeln.
    Noch bin ich zwar kein Kunde, aber das wird sich in Kürze ändern 🙂

    Viele Grüße
    Thomas A.

  • Pia
    am 14. Juli 2017 um 21:24 Uhr

    Für die Zukunft und dem Fortbestehen alles Gute, Aus der Erkenntnis, dass es ein tägliches Ringen ist – Hut ab.
    Die Qualität spricht für sich , ich persönlich bin über das Deutschland-Trikot zu Ihnen gelangt.

  • Uwe Schneider
    am 2. Juli 2017 um 18:24 Uhr

    Ich kenne Herrn W. Grupp nun über 20 Jahre in losem Kontakt. Die Entwicklung von Trigema beobachte ich seit rd. 45 Jahren. Und immer muß ich sagen: er lebt was er sagt und das überzeugt am Meisten. Wir er das Unternehmen auch in den letzten Jahren mit nun 75 Jahren leitet, verdient erneut großen Respekt. Die Produkte haben durchweg hohe Qualität und rechtfertigen den immer noch attraktiven Preis bei jedem Tragen! Ich wünsche Ihnen einen guten Aufbau der Nachfolger und weiterhin „einen guten Riecher“ für die Produkte.

  • Jürgen Toppmöller
    am 2. Juli 2017 um 12:36 Uhr

    Ich hoffe und wünsche mir, dass unsere Politiker sich eine Scheibe, besser noch
    mehrere Scheiben abschneiden und die Rahmenbedingungen für solche
    wahrhaftigen Unternehmer verbessern damit unser Stadtort Deutschland und die
    Bezeichnung „Made in Germany“ wieder mehr an Kraft gewinnt.
    Auch ohne ISO 9000 und folgende. Denn es muss die richtige Einstellung im Kopf vorhanden sein und nicht auf einem ISO-Zertifikat das im goldenen Rahmen an der der Wand hängt und dann trotzdem gelogen und betrogen wird. Wie z.B. Softwaretricks bei der KFZ-Industrie,
    „Steuerhinterziehungsknopf“ = Ausschaltmöglichkeit der Start-Stop Taste im KFZ und vieles mehr.
    Es grüßt herzlichst aus Waldenbuch
    Jürgen Toppmöller

  • Baumann
    am 2. Juli 2017 um 07:50 Uhr

    Voraussetzend, dass alles Gesagte der Wahrheit entspricht, meine Hochachtung Ihnen als Mensch und Unternehmer, Herr Grupp !
    Als ehemaliger DDR-Bürger bin ich in der glücklichen Lage, einige solcher „familiären“ Betriebe (Unternehmen) kennengelernt zu haben. Es arbeitet sich bedeutend besser, wenn man von seiner Hände Arbeit auch leben kann und Existenzangst ein Fremdwort ist. Leider sind solche Persönlichkeiten, welche das Allgemeinwohl vor das eigene stellen, eine rühmliche Ausnahme.
    Es erfordert sicherlich gehörige Portionen an Mut, Kraft, Ausdauer und Entschlossenheit, um in der heutigen Zeit ein Unternehmen wie Ihres am Leben, zu erhalten.
    Dazu wünsche ich Ihnen und ihren Mitarbeitern viel, viel Glück und Gesundheit.
    Gemeinsamkeit macht eben doch stark !!
    Freundliche Grüße
    K.Baumann

  • Dieter Werner
    am 2. Juli 2017 um 01:02 Uhr

    Eine Supereinstellung, keine leeren Worte, seit Jahren glaubhaft und immer sehr sympathisch. Weiter so, Familie Grupp, deshalb bleibe ich treuer Kunde.

  • Holger Gensicke
    am 1. Juli 2017 um 21:32 Uhr

    Wolfgang Grupp ein excellenter Unternehmer für eine soziale Marktwirtschaft.

    Ein echtes Vorbild in einer Zeit, die kaum noch Vorbilder und Politik und Wirtschaft kennt.

    Alles Gute!

  • Karin schößler
    am 1. Juli 2017 um 20:06 Uhr

    Diese Worte sollte sich so mancher Unternehmer sehr zu Herzen nehmen. Zufriedene, gut behandelte Mitarbeiter halten eine Firma und tragen sie. Ein guter Chef führt das Ganze. Beides zusammen eine untrennbare Einheit. Leider sind solch geführte Unternehmen immer seltener.
    Ich wünsche dem Unternehmen alles erdenklich Gute und werde nach wie vor bevorzugt Trigema Produkte kaufen.

  • MIchael
    am 1. Juli 2017 um 10:47 Uhr

    Seit Jahren erlebe ich nun im Konzern, wie fast alles in Billiglohnländer outgesourced wird (inkl. Buchhaltung). Die Qualität den Bach runter geht und die sogen. Manager durch nette Powerpoint Charts alles schön reden und am Jahresende riesige Tantiemen kassieren ohne wirklich Leistung erbracht zu haben. Eine echte scharfe Steuerprüfung wie bei einem Mittelständler würde mit Sicherheit die gesamte Buchhaltung in Frage stellen…

    Aber leider disqualifizieren sich in solchen Unternehmen Experten aufgrund ihres Fachwissens und sind Bedenkenträger. Diese werden dann als erstes durch 2-3 Billiglöhner in Übersee ersetzt, was letztendlich teuerer ist bzw. nach rel. kurzer Zeit wird.

    Aber in der heutigen Zeit zählt leider nicht mehr das Erreichte, sondern es reicht das Erzählte.

    Schade, dass es nicht mehr solcher Unternehmer wie Herrn Grupp gibt. Ich habe große Hochachtung vor solch einem Verantwortungs- und Pflichtbewußtsein. Würde es mehr solcher Inhaber / Manager geben, würden mit Sicherheit viele Entscheidungen ganz anders getroffen, anstatt Roulette mit den Mitarbeitern und den Gewinnen … zu spielen.
    Ich würde mir mehr örtliche Geschäfte wünschen, in denen ich Trigema Produkte kaufen kann (denn bei Kleidung kaufe ich sehr sehr ungern online).

    Weiterhin viel Erfolg und mehr solcher Vorbilder

    MfG
    MK

  • Regina Juppe
    am 16. Juni 2017 um 20:33 Uhr

    Ich habe große Hochachtung vor Herrn Grupp. Ich wünschte wir hätten viel mehr solche Unternehmer. Ich wünsche Ihnen Herr Grupp viel Gesundheit und Kraft so auch für Ihre Familie. Mit freundlichen Grüßen R.J.

  • Norbert
    am 16. Juni 2017 um 20:00 Uhr

    Wenn alle Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland sich so zu den Mitarbeitern in Ihrer Firma verhalten würden wie Herr Grupp, dann würde es viiiele Hartz-4 Empfänger erst garnicht geben. Vorbild für alle, die Made in Germany auf ihr Produkt schreiben wollen. Alle anderen sind echt nur “ Geldgeil“ und verantwortungslose Bosse ohne Rückrat.

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