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Tag der Arbeit – 1. Mai Feiertag und die Geschichte dazu

Lesedauer ca. 4 Minuten

Juhu, 1. Mai Feiertag! Nicht arbeiten, ausschlafen, Freizeit! Aber warum eigentlich? Wer fragt sich denn noch warum der 1. Mai Feiertag ein freier Tag ist? Es ist Tag der Arbeit, soweit ist klar, aber wie kam es dazu und warum sollten wir diesen Tag auch tatsächlich in Ehren halten?

Zahlen und Fakten zum 1. Mai Feiertag

Ursprung

Alles begann im 19. Jahrhundert in Amerika. Am 1. Mai 1886 gingen in den USA zum ersten Mal über 340.000 Menschen auf die Straßen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Der größte Aufstand fand in Chicago statt, welcher als der „Haymarket Riot“ in die Geschichtsbücher einging. Hier gab es tagelang blutige und gewalttätige Proteste von 90.000 Menschen, die mit mehreren Toten endeten. Einige der Protestanten wurden anschließend sogar zum Tode verurteilt. Eine Verbesserung der Arbeitssituation erreichten die Streikenden nicht, was erneute Proteste nach sich zog, welche diesmal auch bis nach Europa überschwappten.

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Links: Zweisprachiger Aufruf zur Teilnahme an Demonstrationen am Haymarket in Chicago, Rechts: Kupferstich der Haymarket Affäre mit Bombenexplosion und Kampfrede

 

Tag der Arbeit in Europa

Frankreich, Großbritannien und Deutschland waren in Europa die ersten Länder, die sich den globalen Arbeiter-Aktionen anschlossen. 1889 fand in Paris ein internationaler Arbeiterkongress statt, an dem beschlossen wurden den 1. Mai als weltweiten „Kampftag der Arbeiterschaft“ einzuführen. Er sollte zur Erinnerung an den ersten Protest 1886 in Amerika gefeiert werden.

 

Situation in Deutschland

In Deutschland gab es zum ersten Mal am 1. Mai 1890 Proteste und Streiks auf den Straßen. Die Streikenden wurden damals mit Arbeitsplatzverlust und Diffamierung bestraft, viele von ihnen bekamen überhaupt keine Arbeit mehr.
Nach und nach zahlte sich jedoch der weltweite Einsatz aus. 1919, nach dem ersten Weltkrieg wurde z.B. die Arbeitszeit in Deutschland auf 8 Stunden reduziert und es wurde beschlossen, den 1. Mai als offiziellen Feiertag gelten zu lassen, an dem der Opfer vorangegangener Proteste gedacht werden sollte.

Wie immer herrschte allerdings keine Einigkeit und in einigen Regionen wurde der Feiertag auf Drängen einiger Gruppen aus dem Bürgertum schon ein Jahr später wieder abgeschafft. Bis 1933 der 1. Mai von der NSDAP wieder als allgemeiner Feiertag eingeführt wurde, als „Tag der nationalen Arbeit“. Das war allerdings eine reine Farce, denn am 2. Mai wurden jegliche Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen verboten, die für das Wohl der Arbeiter kämpften. Ab 1934 wurde der Tag der Arbeit umbenannt in den „Nationalen Feiertag des Deutschen Volkes“ und hatte rein gar nichts mehr mit seiner ursprünglichen Bedeutung zu tun.
 

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Links: Zeitung Volksstimme zum 1. Mai 1901, Rechts: Demonstrationen in Amerika 1912

 

Vom Kampftag zum Feiertag

Nach dem zweiten Weltkrieg 1946 wurde der 1. Mai von dem Alliierten Kontrollrat als Feiertag bestätigt, allerdings mit Einschränkungen in der Durchführung von Demonstrationen und Kundgebungen. In der DDR und in auch in weiteren sozialistischen Staaten war der 1. Mai Feiertag der „Internationale Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“.

Mittlerweile ist der Tag der Arbeit ein fester Bestandteil des deutschen Feiertagsgesetzes, wobei amtliche Bezeichnung allerdings von Bundesland zu Bundesland variieren kann.
Seit den 1980er Jahren kommt es, abgesehen von organisierten Kundgebungen mit politischen und gewerkschaftlichen Hintergründen, regelmäßig zu Ausschreitungen und gewalttätigen Protesten, die nicht mehr viel mit der eigentlichen Bedeutung des 1. Mai zu tun haben. Der „Tag der Arbeit“ als Vorwand für Zerstörung und Gewalt.

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oben: Demonstration, 1950, auf dem Augustusplatz in Leipzig, unten links: 1987, Karl-Marx-Allee, Berlin unten rechts: 2007, Aufstellung zur Mai-Demonstration in Hamburg

 

International

Auch international hat der 1. Mai Feiertag mittlerweile eine historische Bedeutung erlangt. Es wird der Opfer des Haymarket Riot gedacht und weltweit auf Miss-Stände in verschiedenen Branchen und Wirtschafts-Sektoren aufmerksam gemacht. Vor allem mit dem Interesse, dass die Medien verstärkt darüber berichten.

Viele von uns freuen sich also über einen freien Tag ohne mehr darüber zu wissen und die Hintergründe zu kennen. Die Arbeitsbedingungen von 1886 sind natürlich nicht mit denen von heute zu vergleichen, aber unter anderem ist es den Arbeitern von damals zu verdanken, dass wir heute da sind, wo wir sind. Das gilt leider noch lange nicht für alle Länder dieser Welt und genau deswegen soll der Tag der Arbeit weiterhin zum Gedenken an mutige Menschen gefeiert werden, die anderen Menschen Visionen geben, ebenfalls für ihre Rechte und Werte als Arbeiter einzustehen.

 

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Kommentare (1)

  • Uwe Schneider
    am 3. Mai 2018 um 10:34 Uhr

    Vielen Dank für den sehr seriösen und informativen Artikel! Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen war schon ein notwendiges Thema im letzten Jahrhundert und auch heute muß es ein Geben und Nehmen geben, das die Arbeitnehmer und den Unternehmer zufriedenstellt. Zum Glück ist der einseitige Klassenkampf vorbei und der darf sich auch nicht so wiederholen. Doch dazu ist das stete Miteinander die wichtigste Voraussetzung.

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