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Was ist Greenwashing – Erkennen und meiden

Lesedauer ca. 4 Minuten

Nachhaltigkeit ist Trend! Grundsätzlich gut. Allerdings wird sie nun schon seit vielen Jahren als Marketinginstrument missbraucht. Denn was nachhaltig ist, verkauft sich besser. Woran kann man das sogenannte Greenwashing erkennen? An welchen Merkmalen kann sich der Verbraucher beim Kauf orientieren? Wir klären auf.

In den letzten Jahren hat sich unsere Branche mehr und mehr verändert: Der Trend ist und geht in Richtung grün. Dennoch ist durch diverse Statistiken belegt, dass der Treibhausgas-Ausstoß der Textilindustrie mit der Luft- und Schifffahrt vergleichbar ist. Ein Unternehmen, das nicht mit sozialen und ökologisch guten Bilanzen wirbt, fällt mittlerweile negativ auf. Als Unternehmen haben wir eine andere Sicht auf die Dinge. Als Textilhersteller, der vollständig in Deutschland herstellt, können wir uns kaum mit anderen Modemarken vergleichen.

Was bedeutet Greenwashing?

Unter Greenwashing versteht man, durch Öffentlichkeitsarbeit das Image eines Unternehmens umweltfreundlicher und verantwortungsbewusster erscheinen zu lassen. Besonders oft werden Klimabilanzen geschönt und Produkte oder Dienstleistungen als Handlung „zu Liebe der Umwelt“ verkauft. Handfeste Beweise gibt es dafür aber nicht.

Was ist das Ziel von Greenwashing?

Umsatz. Nachhaltiges Handeln und Gewinn ist miteinander vereinbar – ja. Allerdings setzt diese Kombination mehr voraus, als den Verbraucher zu täuschen, soziale Verantwortung an Dritte abzugeben und Bäume zu pflanzen. Den Konsumenten ist Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren sehr wichtig geworden. Daher ist die Firmenphilosophie ein wichtiger und ausschlaggebender Punkt geworden. In der Textilbranche sind die Produkte jedoch meist in Fernost produziert. Hier sind Gesetzesvorgaben zur Einhaltung sozial- und umweltfreundlicher Bedingungen eher weniger präsent und das nutzt man dort auch aus. Für die Gewinnmaximierung kennt die Branche kein Tabu. So ist auch die Retourenabwicklung einiger Firmen stark umstritten.

Im Hintergrund Atomkraftwerke, während im Vordergrund Kühe auf einer grünen Weide grasen.

Eine Studie von Klimaschützern (NewClimate Institute & Carbon Market Watch) belegt genau das: Konzerne betreiben Greenwashing, indem sie sich mit klimafreundlicher Unternehmenspolitik rühmen, ihre Versprechen dagegen wenig transparent oder sogar völlig unrealistisch seien. Insbesondere die Strategien zur Kompensation von CO2-Ausstoß seien teilweise völlig unglaubwürdig. Seien wir doch ehrlich – das nachhaltigste Produkt ist das, was der Konsument bereits hat. Jeder Transport ist einer zu viel.

Greenwashing erkennen

Die Merkmale sind leider nicht immer eindeutig, daher ist es nicht einfach, Greenwashing zu erkennen. Dennoch kann man mit nur wenig Recherche im Internet viel Information über ein Unternehmen erhalten. Beispielsweise zeichnen sich schadstofffreie Produkte und unbedenkliche Materialien mit glaubwürdigen Zertifikaten aus. Begriffe wie

– kontrolliert biologisch/ökologisch
– ökologisch
– biologisch

sind gesetzlich geschützt. Das bedeutet, es müssen Nachweise, Zertifikate oder Gütesiegel existieren. Textillabels oder Siegel, auf die Du Dich verlassen kannst, findest Du hier. Solltest Du ausschließlich Nachweise finden, die von keinem unabhängigen Unternehmen ausgestellt wurden, stecken die Unternehmen meist selbst dahinter. Getarnt als Tochterunternehmen stellen sie sich selbst Zertifikate aus, die von ihnen selbst erfunden wurden. Von Unternehmen mit gänzlich fehlenden Nachweisen solltest Du Abstand halten.

Lasse Dich nicht von „nachhaltigen“ Materialien blenden. Marketing kann uns in die Irre führen – wichtig ist, Greenwashing zu erkennen. Baumwolle ist immer noch nachhaltiger als Bio-Baumwolle, die unter nicht-nachhaltigen Aspekten angebaut und verarbeitet wurde. Halte auch hier Ausschau nach geschützten Begriffen wie „kontrolliert biologisch angebaut„.

Viele kleine gepflanzte Setzlinge. Das Pflanzen von Bäumen, sind allerdings keine dauerhafte Lösung um nachhaltig zu werden. Bäume zu pflanzen ist reine Kompensation, wenn sie gut gepflegt werden.

Was tut TRIGEMA für die Nachhaltigkeit?

Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können. Es gibt Themen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten relevanter oder weniger relevant sind, da andere Dinge zum jeweiligen Zeitpunkt ein effektiveres Ergebnis erzielen. Ein regelmäßiges Diskussionsthema ist beispielweise das Versandmaterial. Vollständig auf Kartonagen umzustellen ist für uns nicht ökologisch genug. Aus unserer Sicht sollte man Müll nicht durch eine andere Art Müll ersetzen, sondern Gewohnheiten hinterfragen. Der Umwelt zuliebe sind Themen aus ganzheitlicher Perspektive zu betrachten. Produktion, Aufbereitung, Stabilität, Gewicht, Kosten, Emissionen sind nur ein Teil eines großen Ganzen.

Wir optimieren einiges. Neben Produktinnovationen haben wir uns zuletzt für die Entwicklung eines Prüfverfahren eingesetzt, das die Freisetzung von Mikroplastik beim Waschen und vieles mehr feststellen kann. Der Branche hilft das, ihre Produkte und Stoffqualitäten zu optimieren. Unsere Retourenabwicklung und -quote sind völlig transparent. Durch die Produktion von Eigenstrom sind wir autark, doch auch hier optimieren wir weiter in Richtung Ökostrom. Energieersparnisse durch Anpassungen von Arbeitstechniken und Sortimenten übertreffen wir uns immer wieder selbst. Grüner zu werden, ist ein Prozess, dessen einzelne Handlungen nicht von heute auf morgen alles verändern können. Es sind viele kleine Stellschrauben, die zu einem großen Ganzen beitragen.

Firmen mit Greenwashing meiden

Achte auf Transparenz. Unternehmen, die offen und ehrlich mit ihrer Philosophie umgehen und regelmäßig Einblicke gewähren, können gar kein Greenwashing betreiben. Alles wird dem Verbraucher offen gelegt. Soziale Verantwortung wird wörtlich genommen – ebenso wie die Nachhaltigkeit. Einige ehrliche Firmen wissen, dass sie noch zu wenig für die Nachhaltigkeit und für ein „grünes Unternehmen“ tun, dennoch entwickeln sich Lösungen (auch) während des Alltags.

Klar ist für uns: Wenn die Optimierungen zur Nachhaltigkeit auf freiwilliger Basis an die Unternehmen weitergegeben und keine strengeren Vorgaben definiert werden, kommen wir nicht weit genug. Die Definition des Begriffs „Greenwashing“ zeigt deutlich, dass den Konsumenten durch gesteuertes Marketing bewusst ein grünes Image verkauft wird, um mit Produkten und Produktionsmethoden weiterhin am Markt zu bestehen. Ein umweltfreundliches Produkt existiert allerdings nicht, denn durch jede Herstellung benötigt man Ressourcen. Diese zu kompensieren, indem man Wald kauft oder Bäume pflanzt, ist nicht dauerhaft ökologisch. Kompensation darf keine dauerhafte Lösung sein. Es gibt aber Unternehmen, die bewusst handeln, transparent und offen kommunizieren, zuverlässige Nachweise liefern und deren Produkte man guten Gewissens konsumieren kann.

 

Kommentare (3)

  • Marcel
    am 19. März 2023 um 17:04 Uhr

    Danke für eure stets informativen Beiträge!
    Leider sind gerade große Handelsketten wie Zara, Decathlon, Primark und Co. wahre Weltmeister im Greenwashing. Dabei KANN Fast-Fashion niemals auch nur ansatzweise umweltfreundlich sein.

    Die Fotos vom Besuch von Entwicklungsministerin Schulze und Arbeitsminister Heil in Ghana waren erschreckend. Riesige Berge voll Kleidung, alles Müll. Oft mit Synthetikfasern. Alles landet einfach in der. Natur, im Fluss, im Meer. Die gewaltigen Müllberge in Accra sieht man sogar auf dem Satellitenbild.

    Was wir tun können? WENIGER kaufen, Qualität statt Fast-Fashion. Danke an Trigema!

  • Klaus Gerosa
    am 19. März 2023 um 10:16 Uhr

    Herzlichen Glückwunsch zum Wechsel der Unternehmens-Thematik ‚vom Affen‘ hin zum ernsthaften Dialog!
    Die Rexte sind m.M. nach im Satzbau zu lang: sollten kürzer sein, statt Komma einen Punkt.
    Ich wollte mehrfach TRIGEMA schon ‚abschalten‘ – jetzt bleibne ich wieder noch dran:
    Vorschläge:
    1. Produktion TRIGEMA in D und Europa
    2. ‚Pflege von Trigema-Produkten… mit ‚Wasser sparen‘ etc. d.h. – auch beim ‚Greenwashing‘: DIREKT am Thema ist glaubwürdig – Appelle gibts zuhauf!

  • Sabrina
    am 19. März 2023 um 09:39 Uhr

    Hallo.
    Ich finde den Artikel sehr gut. Danke dafür. Ich freue mich, dass die Firma Trigema auf diese Weise geführt wird.

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