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Virtuelles Wasser – Worin es sich versteckt und wie wir sparen können

Lesedauer ca. 5 Minuten

Neben dem geläufigen direkten Wasserverbrauch durch Duschen, Toilettenspülung betätigen, Trinken oder Kochen gibt es noch den virtuellen Wasserverbrauch. Hierbei handelt es sich um Wasser, das innerhalb der Herstellung für ein Produkt verwendet wird. Wie viel virtuelles Wasser steckt in einem T-Shirt oder einer Jeans? Wie können wir unseren virtuellen Wasserverbrauch reduzieren? Wir klären auf.

In diesem Beitrag wird es um Zahlen gehen. Um den Wasserverbrauch visuell deutlicher zu machen, werden wir die Wassermenge hin und wieder mit vollen Badewannen vergleichen. In den vergangenen Jahren wird immer wieder über die Textilindustrie und ihre schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt gesprochen. Zuletzt in Verbindung mit einem Gesetzesentwurf Frankreichs Bußzahlungen an Ultra-Fast-Fashion Händler zu verhängen. Wir kommen später noch mal darauf zurück.

Was ist Virtuelles Wasser?

Virtuelles Wasser ist die tatsächlich eingesetzte Menge an Wasser während der Herstellung eines Produkts innerhalb der gesamten Lieferkette.

Virtuelles Wasser ist die tatsächlich eingesetzte Menge an Wasser während der Herstellung eines Produkts innerhalb der gesamten Lieferkette. Dabei wird nochmals zwischen grün, blau und grau unterschieden. Niederschlag und die natürliche Bodenfeuchte gelten als grünes virtuelles Wasser. Kommt eine künstliche Bewässerung hinzu, die bei Nutzung nicht verunreinigt wird, spricht man von blauem virtuellem Wasser. Das graue virtuelle Wasser wird während des Einsatzes durch Düngemittel, Pestizide oder Abfälle verunreinigt. Daher kann dieses Wasser nur bedingt wiederverwendet werden.

Wie viel virtuelles Wasser ist in einem T-Shirt?

Bei virtuellem Wasser kommt ausschließlich Süßwasser zum Einsatz.

Wir gehen an dieser Stelle von einem handelsüblichen Baumwoll-T-Shirt aus. Baumwolle hat ein gutes Image. Sie ist ein natürlicher Rohstoff, der hautverträglich und preiswert ist. Baumwolle gehört allerdings zu den Kulturpflanzen mit dem höchsten Wasserbedarf. Da Baumwolle in warmen und trockenen Ländern angebaut werden muss, wo relativ wenig Niederschlag fällt, erfolgt eine künstliche Bewässerung. Da die teilweise ineffektiv ist und verdunstet, gehen mehr als 40% der Wassermenge verloren.

Im Durchschnitt sind 10.000 – 20.000 Liter Wasser nötig, um daraus ein Kilogramm Baumwollstoff produzieren zu können. Das entspricht rund 63 – 125 Badewannen mit je 160 Liter Fassungsvermögen. Nach allen Produktionsstufen (Spinnen, Stricken, Bleichen, Färben, Zuschneiden, Nähen) inkl. dem Versand zur Verkaufsstelle verbraucht ein handelsübliches Shirt (130g) rund 2.700 Liter Wasser. Statt dieses Shirt zu kaufen, könntest Du 17 Mal baden.

Tipps zur Reduzierung von virtuellem Wasser: Achte darauf, woher ein Unternehmen seine Baumwolle bezieht und welche Anbaumethode es pflegt. Findet eine effektive und ressourcenschonende Tröpfchenbewässerung statt? Idealerweise sogar nachts, wenn die Sonne nicht zur Verdunstung beiträgt? Wenn Du keine Informationen darüber findest, lass lieber die Finger davon.

Wie viel virtuelles Wasser ist in einer Jeans?

Aus diesem Garn wird Stoff, der anschließend gebleicht und gefärbt wird - mit Hilfe von Wasser.

Die handelsübliche Jeans frisst extrem viel Wasser. Grund dafür ist die besondere Behandlung in der sogenannten Ausrüstung. Das robuste Material muss mit viel Wasser und Chemie gefärbt werden. Anschließend wird Sie mit Stein-/Säurewäsche behandelt. Das Sandstrahlen erzielt den gealterten Denim-Effekt. Anschließend muss das Kleidungsstück wieder ausgewaschen werden. Das wirkt sich negativ auf die virtuelle Wasserbilanz aus. So beinhaltet eine handelsübliche Jeans rund 8000 Liter virtuelles Wasser. Das sind 50 volle Badewannen. Da könntest Du fast ein Jahr lang wöchentlich ein Mal ausgiebig baden.

Tipp: Wenn es unbedingt eine Jeans sein muss, achte auf Zertifizierungen und Textilsiegel, die eine nachhaltige Produktion ausweisen. Es gibt Hersteller, die sich ausgiebig und jahrelang mit dem starken Ressourcenverbrauch von Jeans auseinandergesetzt haben und ihre Ausrüstung dahingehend optimiert haben. Recherche lohnt sich.

Das virtuelle Wasser kann je nach Produkt, Dichte, Farbe und Größe variieren.

Virtuelles Wasser in Kleidung

Pauschal kann man nicht beantworten, wie viel virtuelles Wasser in Kleidung steckt, da das immer vom Produkt selbst und vielen Kriterien abhängig ist – unter anderem der Methode der künstlichen Bewässerung beim Anbau von Baumwolle. Neben dem Anbau ist die Behandlung des Stoffs in der Ausrüstung aber ein weiterer Produktionsabschnitt, in dem durch Waschen, Bleichen und Färben Wasser benötigt wird. In einem englischen Podcast vom Juli 2023 wurde über die Nachhaltigkeit in der Textilherstellung in Bangladesch berichtet. Durch optimierte Färbemethoden würde ein deutlich geringerer Wasserverbrauch erzielt werden.

Somit ergeben sich folgende Wasserverbräuche, die wir gern mal mit unseren Färbemethoden in Relation gesetzt haben:

  • Bangladesch (Podcast) normal:                                  110 l/kg
  • Bangladesch (Podcast) Low-Discharged-Dyeing:   50  l/kg
  • TRIGEMA Jetfärberei:                                                 40-50 l/kg
  • TRIGEMA KKV (ca. 70% unserer Produktion):      25  l/kg

Du siehst mit unseren Färbemethoden  sind wir deutlich ressourcenschonender unterwegs und sparen damit mehr als 50% im Vergleich zur „nachhaltigen Produktion“ in Bangladesch. Es lohnt sich also nach Alternativen zu suchen, die nicht in Fernost und mit viel Chemikalien Textilien herstellen und behandeln. Der Markt für nachhaltige Mode ist in den vergangenen Jahren zu einer großen Auswahl herangewachsen.

Der Wasserfußabdruck

Der Wasserfußabdruck umfasst den direkten und indirekten Wasserverbrauch, den wir als Person in unserem Alltag verbrauchen oder nutzen.  Zwar erinnert der Wasserfußabdruck an den CO2-Fußabdruck, allerdings sind sie nicht direkt miteinander zu vergleichen, da sie unterschiedliche Aspekte der Umweltbelastung beachten. Tatsächlich gehen aber beide Messungen mit unserem (Konsum-)Verhalten einher. Beide Fußabdrücke sind daher nützlich, um unsere individuellen Umweltauswirkungen messbar zu machen. Außerdem helfen Sie uns, Aktivitäten oder Produkte in ihrem jeweiligen Fußabdruck zu berechnen. Möchtest Du Deinen persönlichen Wasserfußabdruck messen? Dann klicke hier.

Virtuelles Wasser einsparen

In der Nassausrüstung wird z. Bsp. gefärbt. Hierfür braucht man Wasser. Es ist ganz selbsterklärend, dass der Verzicht auf Konsumgüter auch virtuelles Wasser einspart. Allerdings können auch kleinere Veränderungen Großes bewirken. Achte nicht nur auf Textilsiegel – beschäftige dich mit den Unternehmen, bei denen du kaufst. Viele Textilunternehmen wollen die Branche nachhaltig verändern und investieren Geld in Forschung, Test und Versuche und kommunizieren dies auch sehr transparent nach außen. Nachweise und offene Zahlen sind natürlich ideal! Fokussiere dich auf langlebige und zeitlose Mode, die qualitativ hochwertig ist. Repariere kleinere Schäden und wirf Kleidung nicht in die Mülltonne. Vielleicht kannst Du damit noch Geld verdienen oder jemand anders freut sich durch eine Spende. Überlege bei jedem Kauf, ob Du dieses Produkt wirklich brauchst. Idealerweise kaufst Du nur Neues, wenn Du Altes aus bestimmten Gründen (zu klein, abgetragen, nicht reparierbar) aussortieren musst.

Fazit

Virtuelles Wasser steckt in allem! Einsparen ist nur schwer möglich, da es überwiegend an den Herstellern liegt, wie viel virtuelles Wasser sie in Ihren Prozessen verwenden. Wir können aber bewusst zu Alternativen greifen, deren Produktionsprozesse ressourcenschonender sind. Das gilt auch im Bereich der Mode: März 2024 diskutiert Frankreich über einen Gesetzesentwurf, der es vorsieht, dass Modemarken mit ultraschnellem Produktumsatz Umweltabgaben zahlen müssen. Demnach geht es um Ultra-Fast-Fashion-Händler, die bis zu 10.000 neue Produkte am Tag anbieten. Darunter fällt insbesondere das chinesische Unternehmen Shein, das im Entwurf sogar namentlich genannt wird.

Wir finden es gut, dass die Thematik von schädlicher Ultra-Fast-Fashion immer mehr Gehör findet. Dennoch – so unsere Meinung – wird leider zu selten über die möglichen Alternativen gesprochen. Wichtig ist, dass sich Konsumenten vor dem Kauf ausgiebig informieren, denn auch eine „Über uns“-Seite von Ultra-Fast-Fashion-Händlern gibt vor, nachhaltig und ressourcenschonende Produktionsprozesse anzustreben. Wo die einen sich Umwelt-Ziele für kommende Jahre setzen, halten sie andere bereits ein und optimieren sich dennoch kontinuierlich selbst.

 

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